100 JAHRE WEC AUSTRIA
Im Rahmen einer im Haus der Industrie am 7. September 2023 abgehaltenen Festveranstaltung wurde im Wege einer Tour d’Horizon ein Überblick über bisherige und künftige Herausforderungen der Energiepolitik gegeben:
- Durch das Wirtschaftswachstum der 1950er und 1960er Jahre kam es zu einem starken Anstieg der Energienachfrage. Die nachfrageorientierte Bereitstellung von Energie stand daher politisch und gesellschaftlich im Vordergrund. Diese Zeit war von zentralistischen Staatsbetrieben der Energieversorgung geprägt. Die monopolistische Marktstruktur ermöglichte die risikoarme Investition in Großkraftwerke zur zentralen Energieerzeugung. Die Investitionssicherheit war durch die staatliche Unterstützung sowie regulierte Tarife gewährleistet.
- Ende der 1980er Jahre vollzog sich in der europäischen und österreichischen Politik ein Paradigmenwechsel bezüglich der, durch Monopole geprägten, Struktur der Energiewirtschaft. Die horizontalen und vertikalen Verflechtungen der Strom- und Gaswirtschaft führten zu volkswirtschaftlichen Ineffizienzen. Sowohl auf technischer als auch auf organisatorischer Ebene wurde die Energieversorgung als träge und ineffizient betrachtet. Im Zuge der europäischen Binnenmarktintegration der 1990er Jahre wurde die Strom- und Gaswirtschaft reformiert. Die Veränderungen lassen sich in drei Kategorien einteilen.
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- Die vertikalen Verflechtungen sollten durch das sogenannte „Unbundling“ aufgelöst werden.
- Der Wettbewerb sollte intensiviert und europäisiert werden.
- Die Netzbetreiber wurden hinsichtlich der Netzzugangsberechtigung für Dritte und der Vergütung für Netzdienstleistungen reguliert.
- Die 1990er Jahre waren in weiten Teilen der westlichen Welt von einer Kultur der staatlichen Deregulierung und Privatisierung geprägt. Im Energiesektor erhoffte man sich eine effizientere und kostengünstigere Energieversorgung sowie eine Entlastung des Staates. Das Regime der Energieversorgung änderte sich seit den 1950er Jahren erstmals grundlegend. Auf europäischer Ebene wurden Vorschriften über Erzeugung, Übertragung und Verteilung von Strom vereinheitlicht. Im Vordergrund stand die Öffnung der einzelnen Energiemärkte, die Entflechtung vertikal organisierter Energieunternehmen sowie der diskriminierungsfreie Netzzugang. Durch die Etablierung von Stromhandelsbörsen wandelte sich die Preisbildung auf Basis von Durchschnittskosten hin zu einer Preisbildung auf Basis von Grenzkosten. Ende der 1990er Jahre wurde auch der Klimaschutz institutionalisiert. Durch das KyotoProtokoll (1997) wurden zum ersten Mal völkerrechtlich verbindliche Ziele zur Begrenzung von Treibhausgasen verabschiedet.
- Heute ist die Diskussion durch den Russland-Ukraine-Krieg, den Klimawandel und die Erderwärmung geprägt. Österreich hat sich vorgenommen, bis 2040 klimaneutral zu werden.
In all den Jahren verstand WEC Austria seine Arbeit als Beitrag zur Lösung des Energietrilemmas, nämlich eine sichere Energieversorgung zu gewährleisten, das Energiesystem nachhaltig zu gestalten und Energie zu leistbaren Preisen für Wirtschaft und Konsumenten bereitzustellen. Dieses Motto verfolgten wir auch während der Covid-19-Pandemie mit all ihren gesundheitlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen. Und angesichts des Russland-Ukraine-Kriegs sowie angesichts von Extremwetterereignissen ist die Lösung des Energietrilemmas dringlicher denn je.
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Wir bedanken uns bei unseren Gold-Sponsoren, Partnern und Unterstützern für die Zusammenarbeit im Zuge der Festveranstaltung 100-Jahre Weltenergierat Österreich.
Zusätzlich bedanken wir uns bei Renate Leitner für die grafische Gestaltung.