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VIRTUELLES FEL-EVENT VOM 4. SEPTEMBER 2020

COVID-19 hat die Welt in eine globale Krise gestürzt. Während viele Länder noch immer mit den unmittelbaren Auswirkungen von COVID-19 zu kämpfen haben, scheint es fast sicher, dass diese Pandemie langfristige Auswirkungen auf den Energiesektor haben wird. Zum ersten Mal in der Geschichte wurde der Ölpreis negativ, was zu einer beispiellosen Marktverzerrung führte und viele Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten brachte. Es stellt sich daher die Frage, ob diese Pandemie ein historischer Wendepunkt sein wird, der den endgültigen Durchbruch erneuerbarer Energiequellen bringt, oder wird die Energiewende aufgrund der Wirtschaftskrise und dem drastischen Preisverfall fossiler Energiequellen verzögert?

In ihrem zweiten virtuellen Workshop trafen sich mehr als 70 Teilnehmer aus nationalen FEL/YEP-Initiativen und des FEL-100-Programms, um die langfristigen Auswirkungen von COVID-19 auf den Energiesektor zu diskutieren und sich über Herausforderungen, aber auch Chancen der aktuellen Krise, auszutauschen.

Impulsvorträge von hochkarätigen Vertretern aus der WEC-Community setzten den Rahmen für die anschließende Diskussion.

Anastasia Belostotskaya, Associate Director for Scenarios and Special Projects des World Energy Councils, stellte die jüngsten Arbeiten des WEC zu den Auswirkungen von COVID-19 vor, darunter die ersten Ergebnisse des neuen Signal Tracking Tools. Die Mehrheit der Teilnehmer des Testlaufs dieser Initiative entdeckte großteils Signale, die in Richtung des Fast-Forward-Szenarios zeigten, gefolgt von Re-Record und Rewind. Das Signalradar wurde am 18. September für die Öffentlichkeit gestartet, und Anastasia ermutigte die Teilnehmer, sich beim Signalradar aktiv einzubringen und auf diese Weise das WEC bei der Erstellung einer Agenda für die Zeit nach der Pandemie zu unterstützen.

Salisu Isihak, Supervisor bei der Nigerian National Petroleum Corporation und FEL-100, gab einen Einblick in die langfristigen Auswirkungen der Pandemie auf den Öl- und Gassektor. Er erwartet, dass ineffiziente und stark fremdfinanzierte Unternehmen ihr Geschäftsmodell ändern und ihre Bemühungen um eine Diversifizierung in andere Energiesektoren beschleunigen werden. Im Falle eines plötzlichen Aufschwungs könnten jedoch viele Unternehmen aufgrund der vielen Entlassungen mit einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften konfrontiert werden.

Sila Bozok, Senior Operation Specialist bei Shell Enerji und FEL-100, erörterte die Auswirkungen von COVID-19 auf den türkischen Gasmarkt. Die Nachfrage nach Erdgas ging aufgrund des Lockdowns deutlich zurück, ist nun jedoch bereits fast wieder auf das Vorkrisenniveau zurückgekehrt. Niedrige Ölpreise machen Brent-gebundene Gasverträge mit Gazprom wettbewerbsfähig. Der allgemeine wirtschaftliche Abschwung in Verbindung mit der Abwertung der Lira hat jedoch einen bedeutsameren Einfluss auf den Energiesektor als COVID-19.

Binta Barry, Project Finance Lawyer bei Linklaters LLP und FEL-100, stellte ihre Sichtweise zu den Auswirkungen von COVID-19 auf den afrikanischen Energiesektor vor. Afrika erlebt derzeit Verzögerungen bei Projektentwicklungen und Investitionsentscheidungen aufgrund von Beschränkungen im internationalen Reiseverkehr. Trotz der derzeitigen Krise wird nach wie vor ein anhaltendes Wachstum der Energienachfrage erwartet. Das stellt eine enorme Chance für Kapitalgeber dar. Langfristig ist die gegenwärtige Krise eine Chance für eine nachhaltige Erholung des afrikanischen Strommarktes und einen auf Afrika fokussierten Energiewandel.

Patrick Lees, Commercial Manager bei ABO Wind Oy und FEL-100, sprach über die Auswirkungen von COVID-19 auf den Windenergiesektor. Den größten Einfluss auf die zukünftige Entwicklung des Windenergiesektors haben die Entwicklung der Strom- und Emissionspreise sowie der Einfluss von COVID-19 auf die Stromnachfrage. Die derzeit niedrigen Preise in Kombination mit der niedrigen Nachfrage werden zu Verzögerungen bei neu zu errichtenden Kapazitäten führen. Er sieht aber auch eine generelle Verlagerung von Investitionen zu erneuerbare Energien, durch die diese Verzögerungen wieder aufgeholt werden können.

Jose Caceres Blundi, Licensing & Value Creation Leader bei GE Renewable Energy und FEL-100, ist der Meinung, dass Investitionen in erneuerbare Energien eine strategische Option sind, um die kurz- und langfristigen Auswirkungen von COVID-19 zu überwinden. Er ist der Ansicht, dass der Besitz von erneuerbaren Kraftwerken eines der sichersten Geschäftsmodelle im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld ist.

In der sich an die Präsentationen anschließenden Diskussion konnten die Teilnehmer ihre eigenen Ansichten und Erwartungen mitteilen. Die Mehrheit der Teilnehmer erwartet einen Wandel im Energiesektor. Dennoch rechnen 56% der Teilnehmer mit Ölpreisen und einer Nachfrage nach Erdöl, die dem Vorkrisenniveau entsprechen.

Der Workshop wurde von Christian Diendorfer, FEL-100, und Cristian Montoya, französischer FEL, moderiert.

Die Future Energy Leaders wollen den Dialog zwischen Politik, Wirtschaft und verschiedenen Altersgruppen weiter fördern. Die nächste Veranstaltung der europäischen FELs wird Wege zur Dekarbonisierung energieintensiver Industrien diskutieren.

27. September 2020 FEL, Neuigkeiten

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